Die Neuen Auftraggeber
von Marl
Im Marler Stadtzentrum
Foto: Florian Wagner
Sasha Waltz: In C – Marler Partitur
Auftraggeber*innen: Bürger*innen von Marl: Hannelore Apitzsch, Werner Eisbrenner, Monika Kaczerowski, Kurt Langer, Heidi Pfeifer, Irene Rasch-Erb, Rolf Schumann (†), Brigitte Schumann-Knauff, Dr. Ulrich Spies, Karin Wagner und Paul Wagner,
Mediator*innen: Lea Schleiffenbaum, Denis Bury (bis 2020),
Künstler*in: Sasha Waltz,
Partner: Kulturstiftung des Bundes,
Zeitraum: 2019 –
Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Marl besitzen einen Schatz, der seinesgleichen sucht: In einem anspruchsvollen Bauprogramm wurde im Laufe der 1950er und 1960er Jahre die Errichtung von Schulbauten, eines völlig neuartigen Rathaustypus und anderer Gemeinschaftsgebäude beschlossen, um nach dem Krieg ein neues demokratisches Miteinander zu entwickeln. Bis heute machen Einrichtungen wie das Einkaufszentrum mit integrierter Bildungseinrichtung oder die Durchdringung des Stadtbildes mit herausragenden Skulpturen aus Marl ein allen seinen Bürgern zugängliches Modell kultureller Teilhabe. Wo anderswo Biennalen punktuell Glanz verbreiten, haben in Marl Kunst und Kultur eine dauerhafte Präsenz im Stadtbild.
Auftragsunterzeichnung
Foto: Susan Feind
Foto: Florian Wagner
Wir wollen das kulturelle Erbe der Stadt, Marls einzigartige Bauwerke der 1960er und 1970er Jahre, miteinander verbinden und für eine neue Generation erschließen.
Die Neuen Auftraggeber von Marl möchten dieses innovative Stadtverständnis wieder ins Bewusstsein der Stadtgemeinschaft rücken und für neue Generationen öffnen.
Für diese Aufgabe konnten die Neuen Auftraggeber von Marl die international renommierte Choreographin Sasha Waltz gewinnen. Ihr Projekt In C – Marler Partitur wird das kulturelle Erbe der Stadt Marl mit tänzerischen Mitteln zum Leben zu erwecken.
Foto: Susan Feind
Eine intuitive Gemeinschaftserfahrung für eine ganze Stadt
Sasha Waltz‘ In C – Marler Partitur greift auf Terry Rileys Komposition In C (1964) zurück, mit der die Kompagnie schon in anderen Projekten Erfahrungen sammelte. Sie ist aus 53 musikalischen Phrasen zusammengefügt ist, welche nach eigenem Ermessen der Musiker*innen wiederholt werden können. Die Choreografie folgt diesem Prinzip und sieht 53 Bewegungsfiguren vor, die sich in einer klaren Regeln folgenden „strukturierten Improvisation“ überlagern und verschieben können. In einem mehrmonatigen Prozess organisieren sich Gruppen von Bürgerinnen und Bürgern der Stadt, um diese Figuren ganz oder in vereinfachter Form einzuüben.
Foto: Florian Wagner
An einem Präsentationswochenende im September wird In C – Marler Partitur von diesen Bürgergruppen an unterschiedlichen Orten in der Stadt aufgeführt. Am Aufführungswochenende werden sich die Akteure spiralförmig zum Stadtzentrum bewegen, wo am Ende des zweiten Tages die Großaufführung mit allen Teilnehmenden und Tänzer:innen der Kompanie Sasha Waltz & Guests stattfindet.
Foto: Florian Wagner
Es ist wichtig zu betonen, dass diese Großaufführung nicht als Finale, sondern als Auftakt zu verstehen. So wird Marl zu einem Bewegungsbild, dessen Mitwirkende sich ständig zu allen anderen in Beziehung setzen, die Figuren der Partitur praktizieren. Dabei tritt eine intuitive Gemeinschaftserfahrung an die Stelle sprachlicher Diskursformen. In C — Marler Partitur kennt keine Hierarchie und schließt niemanden aus. Es ist ein Aufruf an alle Marler Bürgerinnen und Bürger, mitzutanzen und das Marl der Zukunft gemeinsam zu gestalten.
Foto: Florian Wagner