Die Neuen Auftraggeber
von Eberswalde
Foto: Victoria Tomaschko
Die Neuen Auftraggeber von Eberswalde
Auftraggeber*innen: Anwohner*innen des Brandenburgischen Viertels, Eberswalde: Margot Bartz, Manuela Berger, Saskia Berger, Stefanie Bugdahn, Dennis Jaekel, Kathrin Otto, Jörg Renell, Werner Voigt, Tabea Westphal,
Mediator: Holger Friese,
Künstler*in: Laure Prouvost,
Partner: Kulturstiftung des Bundes,
Zeitraum: 2019 –
Wer das Lebensgefühl in einer Plattenbau-Großsiedlung verändern will, kämpft mit vielen Klischees. Die Auftraggeber von Eberswalde lassen sich davon nicht entmutigen und wollen mitten in einem solchen Quartier einen unübersehbaren Anziehungspunkt schaffen. In der Großsiedlung Brandenburgisches Viertel, in der Schrumpfung und Rückbau Lücken hinterlassen haben, soll ein neuer sozialer Mittelpunkt entstehen, der die Menschen an einem zentralen Ort zusammenführt und dabei die Generationen verbindet.
Wo manche heute ein Problemviertel sehen oder Isolation beklagen, wollen sie mit einem künstlerischen Impuls die Situation umkehren. Ein Ort der gemeinsamen Geborgenheit soll entstehen und für die Zukunft des Brandenburgischen Viertels ein unübersehbares Zeichen setzen.
Wir wünschen uns einen Wasserspielplatz als generationenübergreifenden neuen Mittelpunkt des Viertels.
Laure Prouvost besucht Eberswalde
Foto: Victoria Tomaschko
Laure Prouvost besucht Eberswalde
Foto: Victoria Tomaschko
Laure Prouvost besucht Eberswalde
Foto: Victoria Tomaschko
Die Auftraggebergruppe besteht aus Mitgliedern einer Anwohnerinitiative, die überwiegend im Brandenburgischen Viertel aufgewachsen sind. Im Gespräch mit dem Mediator Holger Friese entwickeln sie die Idee, statt einer einfachen Platzgestaltung einen Wasserspielplatz zwischen den Wohnblöcken schaffen. Denn wenn die Nachbarn heute überhaupt noch zusammenkommen, dann oftmals ihrer Kinder wegen. Zugleich geht es darum, die Älteren aktiver einzubeziehen.
So entsteht die Idee, mit dem Spielplatz einen Ort zu entwickeln, der verschiedenartigen Anlässe schafft, miteinander zu reden und zu spielen, sich einen eigenen Ort im Miteinander der verschiedenen Gruppen zu suchen, um so den Dialog in Gang zu bringen, der gegenwärtig fehlt. Zugleich soll der Platz auch andere Einwohner der Stadt anziehen und das Quartier positiv aufwerten.
Foto: Victoria Tomaschko
Künstlerin Laure Prouvost
Courtesy Laure Prouvost
Laure Prouvost hat den Auftrag der Anwohner*innen für das Brandenburgische Viertel angenommen. In ihren raumgreifenden Installationen verbindet die französische Künstlerin so unterschiedliche Medien wie gefundene Objekte, Architektur, Video, Ton und Performance auf humorvolle Weise miteinander. Sie kombiniert oft persönliche Erinnerungen mit künstlerischen und literarischen Referenzen und verwischt, begleitet von Wort- und Sprachspielen, die Grenzen zwischen Fiktion und Realität. Ihre Videoinstallation Wantee zum Beispiel, für die sie 2013 den renommierten Turner Prize gewann, stellt eine fiktive Teezeremonie zwischen dem deutschen Künstler Kurt Schwitters und ihrem Großvater dar.
2019 vertrat sie Frankreich bei der Biennale in Venedig und verwandelte mit ihrem Multimedia-Werk Deep See Blue Surrounding You den Länderpavillon in ein surreales, fließendes Universum. Sie hat international in bekannten Institutionen ausgestellt, darunter die Tate Britain und die Whitechapel Gallery in London, Portikus in Frankfurt, der Neue Berliner Kunstverein sowie das New Museum in New York.
© Neue Auftraggeber
Das Brandenburgische Viertel in Eberswalde, Ende der 1970er Jahre als komfortables Wohnangebot für Arbeiter der fleischverarbeitenden Industrie geplant, hatte sich seit der Wende stark verändert. Eberswalde verlor zu dieser Zeit ein Viertel seiner Einwohner. Das bis dahin begehrte Quartier veränderte sich durch Rückbau und Abwanderung und wird noch heute durch weitläufige Brachflächen geprägt. Attraktive Gemeinschaftsorte sind trotz engagierter Stadtteilarbeit rar.
Der Wasserspielplatz schafft als offener Treffpunkt für die Jüngsten und für die Älteren ein neues Miteinander statt Abgrenzung und stellt den Anwohnern einen Ort zur Verfügung, in dem sie sich selbst finden können.
Foto: Victoria Tomaschko
Foto: Victoria Tomaschko
Foto: Victoria Tomaschko